Was war das – der Kalte Krieg?
Der Kalte Krieg kann aus unterschiedlichen Gründen als eigenständige Epoche beschrieben werden: Nie zuvor wurde ein Streit um unvereinbare Weltanschauungen – in diesem Fall der Streit zwischen Staatssozialismus und Parteidiktatur auf der einen Seite, freier Marktwirtschaft und repräsentativer Demokratie auf der anderen – mittels der Drohung beiderseitiger Vernichtung ausgetragen, genauer gesagt mit Waffensystemen, deren Einsatz das Überleben der gesamten Menschheit in Frage gestellt hätte. Auch in Deutschland Ost und West hielten beide Bündnissysteme entsprechend umfangreiche Waffenarsenale in Bereitschaft, aber nicht nur hier.
Nie zuvor machten ganze Bündnissysteme ihre Sicherheit von der globalen Multiplikation des eigenen und einem gleichzeitigen Bankrott des konkurrierenden Gesellschaftsmodells abhängig, nie zuvor versuchten sie den jeweils anderen noch aus dem hintersten Winkel der Erde zu vertreiben. Nie zuvor investierten moderne Gesellschaften derart viele Ressourcen in Militär, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Wissenschaft, Propaganda und Kultur um eines einzigen Zieles willen – zur Demonstration ihrer Überlegenheit in einem überzüchteten Wettbewerb der Systeme.
Kurz: Nie zuvor benahmen sich Weltmächte und ihre Verbündeten jahrzehntelang so, als befänden sie sich im Krieg, ohne unmittelbar gegeneinander Krieg zu führen. Deshalb ist die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts einzigartig.
Quelle: Autor des Textes Bernd Greiner siehe Webseite Bundeszentrale für politische Bildung:
www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/302841/spuren-und-lehren-des-kalten-kriegs