Zeitgeschichte, Daten und Fakten

Die wichtigsten Ereignisse von 1945 bis 1990


1945

                                       Die deutsche Besatzungszone
Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs und der Zerschlagung des Nazi-Regimes galt zunächst von 1945 bis 1949 das Besatzungsrecht der Militärgouverneure, später der Hohen Kommissare des Alliierten Kontrollrats. Deutschland wurde durch die Besatzungsmächte in vier Sektoren unterteilt. Die Sektoren der Westalliierten (USA, Vereinigtes Königreich und Frankreich) bildeten den westlichen Teil, der Sektor der Sowjetunion den Ostteil. Berlin war der Hauptsitz der Besatzungsmächte und lag in der sogenannten „Ostzone“. Zunehmende politische Differenzen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion führten zu einer wirtschaftlichen Blockade West-Berlins, die jedoch durch die „Luftbrücke“ (Juni 1948-Mai 1949) der Westalliierten überwunden werden konnte.

1949

04.04. – Unterzeichnung des Nordatlantik-Vertrages in New York. Dies ist der Schlusspunkt des Bemühens, eine westliche Reaktion auf das Vordringen der Sowjetunion in Mitteleuropa zu demonstrieren.
Der spätere Bundeskanzler Adenauer hat bereits im März 1949 den vollen Beitritt eines westdeutschen Staates zur Atlantischen Allianz als eine vordringliche Aufgabe der ersten westdeutschen Regierung bezeichnet. Das ist zugleich ein klares Bekenntnis zu einem westdeutschen Verteidigungsbeitrag. Dabei muss berücksichtigt werden, dass angesichts des noch nicht lange zurückliegenden Kriegsendes nationale deutsche Streitkräfte nicht zur Debatte stehen können. Der westdeutsche Verteidigungsbeitrag soll mit der westeuropäischen Einigung verbunden und in europäischen Streitkräften geleistet werden. Dafür soll Westdeutschland innerhalb eines supra- oder internationalen Verteidigungsinstruments gleichberechtigt sein. Außerdem soll das Schwergewicht des westdeutschen Verteidigungsbeitrags bei Heeresverbänden liegen, da es vornehmlich darum geht, das sowjetische Übergewicht an konventionellen Landstreitkräften in Europa auszugleichen.
12.05. – Ende der Berlin-Blockade
23.05. – Verkündung des Grundgesetzes des Bundesrepublik Deutschland
14.08. – Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag
15.09. – Konrad Adenauer wird Bundeskanzler
07.10. – Proklamation der DDR

24.11. – 25.11. – Der Bundestag lehnt in seiner ersten außenpolitischen Debatte eine nationale Wiederbewaffnung ab. Bundeskanzler Adenauer bietet zugleich in einem Interview Soldaten der Bundesrepublik Deutschland für die Teilnahme an einer europäischen Armee an. Er verfolgt damit das Ziel, eine weitere Lockerung des Besatzungsstatuts zu erreichen. Gegen westdeutsche Soldaten gibt es aber sowohl innenpolitische Proteste wie auch im Ausland noch erhebliche Widerstände.
30.11. – Bundeskanzler Adenauer erklärt in einem Interview die Bereitschaft zur Stellung eines deutschen Kontingents für eine europäische Armee.

1950

 10.05. Bundeskanzler Adenauer beruft den General der Panzertruppen a.D. Graf Schwerin zu seinem „Berater in technischen Fragen der Sicherheit“. Zeitgleich entstand im Bundeskanzleramt ein militärischer Planungsstab mit der Bezeichnung „Zentrale für Heimatdienst“, mit der Aufgabe, eine westdeutsche Bundespolizeitruppe zu schaffen. Im Oktober lud die „Dienststelle Schwerin“ eine militärische Expertenkommission ins Eifelkloster Himmerod, unweit von Bonn. Die 16 Militärexperten verfassten die „Himmeroder Denkschrift über die Aufstellung eines deutschen Kontingents im Rahmen einer internationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“. Einer dieser früheren Offiziere war Generalleutnant a.D. Heusinger, der erste Generalinspekteur. Die operativen Forderungen lauteten im Kern: Die Verteidigung der Bundesrepublik muss mit präsenten Truppen durch einen beweglichen, offensiven Abwehrkampf so weit ostwärts wie irgend möglich geführt werden.
25.06. Beginn des Koreakrieges. In Frankreich entstand der Plan zu einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG). Im Rahmen dieser Diskussionen wurde erstmals über eine Wiederbewaffnung Deutschlands nachgedacht.

11.08. Die Beratende Versammlung des Europarates stimmt der Bildung einer europäischen Armee mit deutscher Beteiligung zu.

26.10. Theodor Blank wurde zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“ ernannt und das „Amt Blank“ gegründet. 

 1951

09.01. – Beginn der „Petersberg-Gespräche“ über einen deutschen Verteidigungsbeitrag.
23.01. – Öffentliche Ehrenerklärung des Oberbefehlshabers der NATO in Europa, General Dwight D. Eisenhower, für die Soldaten der deutschen Wehrmacht.
15.02. – Bundestag verabschiedet Gesetz über den Bundesgrenzschutz, das die Aufstellung von 10.000 Mann vorsieht. Bayern behält eigene Grenzpolizei in Stärke von 2.500 Mann.
05.04. – Ehrenerklärung des Bundeskanzlers für die deutschen Soldaten vor dem Deutschen Bundestag.

30.12. – Außenminister-Beschluss zur Aufstellung einer europäischen Armee bis 1954.

1952

08.02. – Zustimmung des Bundestages zu einem deutschen Verteidigungsbeitrag
26.05. – Unterzeichnung des „Vertrages über die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland und der „drei Mächte“ (Deutschland- oder Generalvertrag)
27.05. – Unterzeichnung des EVG-Vertrages (=Europäische Verteidigungsgemeinschaft). Die Westmächte geben Garantieerklärung für die EVG einschließlich Berlin ab und sichern die Stationierung von Truppen auf dem Kontinent zu.
16.06. – Aufstellung der „Kasernierten Volkspolizei“, der „Volkspolizei-See“ und der „Volkspolizei-Luft“ in der DDR
09.12. – Das NATO-Dokument MC 14/1 legt die „Massive Vergeltung“ als Verteidigungskonzept fest

1953

10.03. – Offizielle Übernahme des Begriffs „Innere Führung“ für das „Innere Gefüge“ der Truppe durch die Dienststelle Blank.
16.06./17.06. – Volksaufstand in Ost-Berlin und in der DDR blutig niedergeschlagen
22.07. – Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens in Korea.

1954

26.02. – Ergänzung des Grundgesetzes über die Wehrhoheit des Bundes
18.03. – Die Dienststelle Blank veröffentlicht Pläne für den deutschen Verteidigungsbeitrag
26.06. – Der Deutsche Bundestag verabschiedet gegen die Stimmen der SPD ein Gesetz zur Ergänzung des Grundgesetzes, das die Wehrhoheit des Bundes begründet.
30.08. – Nach nahezu vierjährigem Ringen um die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) setzt die französische Nationalversammlung den Vertrag über die EVG von der Tagesordnung ab und bringt diesen damit zum Scheitern.
28.09. – 03.10. ¬ Die Londoner Neun-Mächte-Konferenz beschließt auf Vorschlag des britischen Außenministers Eden, den „Brüsseler Vertrag“ als „Westeuropäische Union“ auf Italien und die Bundesrepublik Deutschland auszudehnen und die Bundesrepublik als souveränen Staat mit eigenen Streitkräften in die NATO aufzunehmen.
23.10. – Unterzeichnung der „Pariser Verträge“, mit denen u.a. das Besatzungsregime in der Bundesrepublik beendet und die Aufnahme der Bundesrepublik in den Brüsseler Vertrag und die NATO vertraglich geregelt wurde. Hinsichtlich des westdeutschen Verteidigungsbeitrages bestimmten die Pariser Verträge:
Aufstellung von 12 Divisionen; eine Höchststärke von etwa 500.000 Mann sollte nicht überschritten werden. Unterstellung unter den Befehl der integrierten NATO-Stäbe, Integration in der Regel auf der Ebene der Heeresgruppen. Die Dislozierungen sollten in Übereinstimmung mit der NATO-Strategie vorgenommen werden. Die Partnerstaaten der NATO behielten sich das Recht der Kontrolle des Verzichts der Bundesrepublik Deutschland auf die Herstellung bestimmter Waffen vor. Die Bundesrepublik verzichtete auf die Herstellung von ABC-Waffen auf ihrem Gebiet.

1955

05.05. – Die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland wird proklamiert. Das deutsch-französische Abkommen über die Saar (Saar-Statut) tritt in Kraft. Die Ratifikationsurkunden zum Vertrag über die WEU (Westeuropäishe Verteidigungsunion) werden hinterlegt.
09.05. – Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches und der Kapitulation der Wehrmacht, wird die Bundesrepublik als 15. Mitglied in die Nordatlantische Verteidigungsgemeinschaft (NATO) aufgenommen.
07.06. – Die Dienststelle Blank wird in „Bundesministerium für Verteidigung“ (BMVtdg) umgewandelt. Der bisherige Sicherheitsbeauftragte der Bundesregierung, Theodor Blank, wird erster Bundesminister für Verteidigung.
27.06./28.06. – Der Bundestag nimmt die erste Lesung eines Freiwilligengesetzes vor. Dabei wird in einer Regierungserklärung die bisherige Gesamtplanung für die deutschen Streitkräfte erläutert.
15.07. – 16.07. – Der Bundestag verabschiedet gegen die Stimmen der SPD das Freiwilligengesetz, das die Einstellung von 6.000 Freiwilligen gestattet. Einstimmig billigt der Bundestag das Gesetz über den Personalgutachterausschuss, der über die Wiederverwendung von ehemaligen Offizieren der alten Wehrmacht vom Oberst aufwärts entscheiden soll. Schon zehn Tage später werden die ersten Offiziere der neuen Bundeswehr – vor ihrer offiziellen Ernennung übrigens – zum Obersten Hauptquartier der NATO (SHAPE) entsandt, um sich dort einzuarbeiten. Gleichzeitig gehen Luftwaffenoffiziere in die USA und nach Großbritannien, um auf Düsenflugzeugen ausgebildet zu werden.
01.08. – Dem Bundesverteidigungsminister liegen bereits 150.000 Freiwilligenmeldungen vor.
21.09. – Die Bundesregierung gibt den Aufstellungsplan für die Streitkräfte bekannt. Danach sollen bis zum 01.01.1959 zwölf Divisionen des Heeres aufgestellt und die Aufstellung von Marine und Luftwaffe zum 01.01.1960 abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten werden mit 51 Milliarden DM veranschlagt.
10.10. – Bundespräsident Theodor Heuss ernennt die ersten Soldaten der neuen deutschen Streitkräfte.
12.11. – Der Bundesminister für Verteidigung Blank überreicht an Scharnhorsts 200. Geburtstag in der Bonner Ermekeil-Kaserne den ersten 101 Freiwilligen die Ernennungsurkunden, darunter die Generalleutnanten Heusinger und Dr.Speidel.
15.12. – Der Bundestag verabschiedet das Gesetz über Eignungsübungen. Eignungsübungen müssen ehemalige Soldaten der Wehrmacht ableisten, ehe über ihre Einstellung in die Bundeswehr entschieden wird.
24.12. – Der deutsche Brigadegeneral Graf Kielmannsegg wird zum deutschen Vertreter bei SHAPE ernannt.

1956

02.01. – Einberufung der ersten 1.000 Freiwilligen nach Andernach (Heer), Nörvenich (Luftwaffe) und Wilhelmshaven (Marine).
18.01. – Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR.
20.01. – In Andernach findet die erste Truppenparade statt. Bundeskanzler Adenauer begrüßt 1500 Freiwillige. Die Einrichtung der Stäbe, Schulen und anderen Einrichtungen, die den Rahmen für die Gesamtstreitkräfte abgeben sollen, schreitet im Jahre 1956 schnell voran.
01.04. – Das Kommando der Flottenbasis der Marine wird aufgestellt, zugleich werden die Wehrbereichsgebührnisämter und die Wehrbereichsbekleidungsämter eingerichtet, und die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland erhalten offiziell die Bezeichnung „Bundeswehr“.
Das Heer stellt zwölf Lehrbataillone für die verschiedenen Waffengattungen auf; der Bundespräsident erlässt eine Anordnung über Dienstgradabzeichen und Uniformen der Soldaten.
02.07. – Beginn des ersten Fahnenjunkerlehrgang in der im März gegründeten Herresakademie (später umbenannt in Heeresoffizierschule I)
07.07. – Bundestag verabschiedet Gesetz über die Einführung der Wehrpflicht für Männer zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr.
14.07. – Gründung des „Deutschen Bundeswehrverbandes e.V.“
21.07. – Erlass des Wehrpflichtgesetzes
12.09. – Die Bundesregierung entscheidet sich für die Einführung der 12-monatigen Wehrdienstzeit. Diese Entscheidung war aus innenpolitischen Gründen erfolgt. Sie wird einen Tag später vom Ständigen NATO-Rat kritisiert. Zum Ausgleich wird beschlossen, die Zahl der freiwillig längerdienenden Soldaten von 250.000 auf 300.000 zu erhöhen.
05.10. – Die Bundesregierung beschließt die Einberufung der ersten Wehrpflichtigen des Jahrgangs 1937 zum 01.04.1957.
10.10. – Bundeskanzler Adenauer muss den Alliierten erklären, dass die Zusagen über den Aufbau der Bundeswehr zeitlich nicht eingehalten werden können.
16.10. – Der bisherige Minister für Atomfragen F.J. Strauß wird Verteidigungsminister. Strauß erklärt einen Tag nach seiner Ernennung, dass der Verzicht der Bundesrepublik Deutschland auf die Herstellung von Atomwaffen zwar volle Gültigkeit behalte, dass dadurch aber nicht die Frage berührt werde, ob den deutschen Streitkräften etwa Atomwaffen aus der Produktion anderer Partnerstaaten der Atlantischen Allianz zur Verfügung gestellt werden.
28.10. ¬ Die „Schule der Bundeswehr für Innere Führung“ wird in Köln offiziell eröffnet. Am 1.Februar 1957 nach Koblenz verlegt.
07.11. – Der Bundesverteidigungsminister gibt Änderungen der bisherigen Aufstellungsplanung bekannt. Anstelle der Kader für zwölf Divisionen sollen 3 GrenDiv., 2. PzDiv, 1. LLDiv und 1. GebDiv vollständig aufgestellt werden.
12.11. – Schiffe der Bundesmarine laufen zur ersten Auslands-Ausbildungsreise nach Holland und Großbritannien aus.

1957

21.01. – Das Jahr 1957 beginnt mit der Musterung der ersten 100.000 Wehrpflichtigen.
26.01. – Das Verteidigungsministerium teilt mit, dass bis zum Jahresende 5 Divisionen der NATO unterstellt werden sollen. Im Bundesverteidigungsministerium übernimmt Generalleutnant Heusinger die Leitung der Abteilung Streitkräfte, der die Abteilungen Heer, Luftwaffe und Marine unterstellt werden.

23.03. – Der Bundesverteidigungsminister trifft eine wichtige Entscheidung: Das Heer soll mit amerikanischen Panzern M 48 ausgerüstet werden. Der britische Centurion-Panzer scheidet aus dem Wettbewerb aus. Bisher haben die amerikanischen Streitkräfte der Bundeswehr 1.100 Panzer M 47 geliefert.
01.04. – Die ersten 10.000 Wehrpflichtige rücken zu den Einheiten des Heeres ein. Generalleutnant Dr. Speidel wird Befehlshaber der Landstreitkräfte der NATO in Mitteleuropa. Das ist sichtbarer Ausdruck der Gleichberechtigung innerhalb der Allianz.
03.04. – Eine Erklärung des Bundeskanzler Adenauer, dass die Bundeswehr nicht auf taktische Atomwaffen verzichten könne, hat Sehr schwerwiegende Folgen. Diese Erklärung und Adenauers Feststellung, Atomwaffen seien praktisch lediglich eine weiterentwickelte Artillerie, lösen heftige innenpolitische Auseinandersetzungen um die nukleare Bewaffnung der Bundesrepublik Deutschland aus. Es kommt u.a. zu einer Großen Anfrage im Bundestag und zum „Göttinger Manifest“ – einer Erklärung von 18 Atomwissenschaftlern gegen die nukleare Bewaffnung (12.04.1957), sowie zu der mehrere Jahre dauernden Kampagne „Kampf dem Atomtod“.
12.04. – Das Gesetz über den Wehrbeauftragten wird durch den Bundestag verabschiedet.
01.06. – General Adolf Heusinger wird erster Generalinspekteur der Bundeswehr.
03.06. – Beim sogenannten „Iller-Unglück“ ertrinken 15 Wehrpflichtige bei einer Übung in der Iller. Verteidigungsminister Strauß wird in diesem Zusammenhang scharf kritisiert, die Auseinandersetzungen um Form und Inhalt der soldatischen Ausbildung und Erziehung zwischen Traditionalisten und Reformern halten weiter an.
29.06. – Verabschiedung des Gesetzes über die Wahl der Vertrauensmänner
29.07. – Verkündung des Staatskirchenvertrages (Evangelische Militärseelsorge) September – Es erscheint das „Handbuch Innere Führung“. Inzwischen verfügt die Bundeswehr über folgende Schulen: Schule für Innere Führung, zwei Heeresoffiziersschulen, 9 Truppenschulen des Heeres, 3 Flugzeugführerschulen der Luftwaffe, 3 technische Schulen der Luftwaffe, 7 Schulen der Marine
18.10. – Gründung des „Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V.“
16.11. – Die Bundesmarine kann mit dem Schnellboot Jaguar das erste auf einer deutschen Werft nach dem Kriege gebaute Kriegsschiff in Dienst stellen.
25.11 – Der Personalgutachterausschuss stellt seine Tätigkeit ein. Er hat in 400 Sitzungen 600 Bewerber geprüft. 486 wurden angenommen (14 mit Einschränkungen) und 53 abgelehnt. 47 Bewerber hatten während des Gutachterverfahrens ihre Bewerbungen zurückgezogen
Dezember – Die Stärke der Bundeswehr beträgt bereits 118.000 Mann. Heer: 75.000; Luftwaffe: 23.800; Marine: 13.000.

1958

Januar – Zu Anfang des Jahres 1958 werden der NATO die 3. und 5. PzDiv sowie eine Lufttransportstaffel und ein Schnellbootgeschwader unterstellt. Die Marine übernimmt die ersten Zerstörer, die die USA leihweise zur Verfügung stellen.
16.01. – Einberufung von 7.300 Wehrpflichtigen erstmals auch bei Luftwaffe und Marine
Frühjahr – Der NATO-Oberbefehlshaber Europa, US-General Lauris Norstad, fordert die Bewaffnung der Bundeswehr mit Atomwaffen und ruft damit neue scharfe Reaktionen der SPD und der Gewerkschaften hervor.
Der Bundesverteidigungsminister gibt 1.800 Schützenpanzer vom Typ HS 30 in Auftrag. Insgesamt sollen 6.000 Stück beschafft werden. Diese Beschaffungsaktion führt später zu erheblichen politischen Auseinandersetzungen, in denen der Vorwurf erhoben wird, es sei ein unerprobtes und damit wenig taugliches Kampffahrzeug gekauft worden. Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums: Zur Zeit der Beschaffung habe es in Ost und West kein besseres Waffensystem zur Stärkung des Kampfwertes der Bundeswehr gegeben.
Beim Bundesverteidigungsministerium wird der Beirat für Innere Führung gebildet.

April – der Rat der Westeuropäischen Union (WEU) gestattet die Produktion von Panzerabwehrraketen bis zu einer Reichweite von 3 km in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Bundesverteidigungsministerium kündigt eine Umgliederung des Heeres an: Aus Kampfgruppen werden Brigaden. Artillerie- und Raketenbataillone erhalten nuklearfähige Honest John-, Sergeant- und Pershing-Raketen.
Bei der Luftwaffe werden das 1. Jagdbombergeschwader und bei der Marine die ersten beiden Marinefliegerstaffeln in Dienst gestellt.
30.06. – Bildung des „Beirates für Fragen der Inneren Führung“
23.08. – Stapellauf des Segelschulschiffs „Gorch Fock“.
06.11. – Der Verteidigungsausschuss billigt in das Flugzeugbeschaffungsprogramm für die Luftwaffe ein. Es sollen 300 F-104 G „Starfighter“, 200 Jagdbomber Fiat G 91 und 60 Alouette-Hubschrauber beschafft werden. Außerdem wird die Beschaffung von Nike-Hercules-Raketen für drei Flugabwehrbataillone angekündigt.
18.11. – Indienststellung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“
27.11. ¬ Chruschtschows „Berlin-Ultimatum“ zeigt erstmals Dilemma der „Massiven Vergeltung“ auf.
28.12. – Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ wird in Dienst gestellt.

1959

Zu Beginn des Jahres wird der deutsche General Foertsch stellvertretender Chef des Stabes bei SHAPE.
19.02. – Der Bundestag wählt Generalleutnant a.D. Helmuth von Grolman zum ersten Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages.

01.03. – die bisherigen GrenDiv werden in PzGrenDiv umbenannt.
04.04. – 10. Jahrestag der NATO
31.08. – Bundesverteidigungsminister Strauß bezeichnet die Umgliederung der Heeresdivisionen vom Kampfgruppen- zum Brigadesystem (kleinere schnell bewegliche Verbände zur selbständigen Gefechtsführung) als im wesentlichen abgeschlossen.
16.12. – Erste Debatte des Bundestages über einen deutschen Verteidigungsbeitrag.

1960

26.01. – Gründung des „Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V.“
02.03. – Die Bundeswehr leistet zum ersten Male außerhalb der Bundesrepublik Katastrophenhilfe. Sanitätseinheiten und Luftwaffen-Transportverbände werden zur Hilfeleistung in das Erdbebengebiet bei Agadir (Marokko) entsandt.
26.03. – In Hamburg läuft der erste selbstgebaute Zerstörer („Hamburg“) vom Stapel.
20.05. – Gründung des „Bundeswehr-Sozialwerks e.V.“ Herbst – In Norddeutschland findet ein großes NATO-Manöver unter dem Stichwort „Hold fast“ statt, bei der die 6. PzGrenDiv die Masse der übenden Truppe stellt. Außerdem nehmen an dieser Übung britische, dänische und kanadische Verbände teil.
Oktober – Nach dem Abschluss eines Vertrages über die Nutzung eines Ausbildungsflugplatzes auf Sardinen (Decimomannu) werden mit Frankreich Vereinbarungen über die Einrichtung von Bundeswehrdepots in Frankreich und die Nutzung des Truppenübungsplatzes Mourmelon getroffen. Die NATO fordert die Bundeswehr zur Beteiligung am Beweglichen Eingreifverband des Bündnisses, der ALLIED MOBILE FORCE (AMF) auf. Die Bundeswehr stellt ein Fallschirmjägerbataillon dafür zur Verfügung.
03.11. – 24.11. ¬ Die ersten deutschen Verbände üben auf dem französischen Truppenübungsplatz Mourmelon.
05.11. – Stapellauf des Ausbildungsschiffes „Deutschland“.
13.12. – General Adolf Heusinger wird zum Vorsitzenden des Militärausschusses der NATO gewählt (Amtsantritt am 1.April 1961)

1961

Zu Anfang des Jahres unterstellt die Marine ein Zerstörergeschwader, 3 Schnellbootgeschwader, 4 Minensuchgeschwader, 1 Landungsgeschwader sowie 1 Marinefliegergeschwader der NATO.
Der deutsche General Heusinger wird zum Vorsitzenden des höchsten militärischen Gremiums der NATO, des Militärausschusses, berufen.
08.01. – Abstellung eines Fallschirmjägerbataillons zur NATO-Eingrifftruppe AMF (Allied Mobile Force)
01.04. – Als Nachfolger von General Heusinger wird am wird General Foertsch Generalinspekteur der Bundeswehr.
24.05. – Die WEU erweitert die Tonnagebeschränkung von 1954 für den Bau von Zerstörern in der Bundesrepublik Deutschland. Es dürfen jetzt Zerstörer bis zu 6.000 Tonnen gebaut werden. Mit der britischen Regierung wird ein Abkommen über die Nutzung des Panzerübungsplatzes Castlemartin in Wales getroffen.

Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, von Grolman, tritt aus persönlichen Gründen zurück. Der Bundestag wählt den früheren Vizeadmiral Heye zu dessen Nachfolger.
13.08. – Beginn des Mauerbaus in Berlin. In der Nacht vom 19. zum 20. November 1961 werden die Grenzsperren an der Sektorgrenze in Berlin verstärkt.
21.10. – Das erste nach dem Kriege in der Bundesrepublik Deutschland gebaute U-Boot (350 t) läuft in Kiel vom Stapel.
08.11. – Wahl von Vizeadmiral a.D. Hellmuth G. Heye zum Wehrbeauftragten
19.11. – Mauerbau in Berlin
06.12. – Zur gemeinsamen Verteidigung der Ostseezugänge wird im das deutsch-dänische NATO-Kommando BALTAP gebildet.
08.12. – Die Bundesregierung legt einen Gesetzesentwurf über die Verlängerung des Grundwehrdienstes von zwölf auf achtzehn Monate vor, nachdem der Verteidigungsminister erklärt hat, die Ausbildungszeit von 12 Monaten reiche nur für 60 Prozent der Funktionen im Heer aus.

1962

24.01. – Einführung der allgemeinen Wehrpflicht für die Dauer von 18 Monaten in der DDR.
17.02. – Beginn des Einsatzes von Bundeswehreinheiten während der Flutkatastrophe in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen (ca. 40.000 Soldaten im Einsatz, 1.117 Menschen werden gerettet, neun Soldaten kommen ums Leben). Bei dieser Sturmflutkatastrophe bewähren sich die Verbände der Bundeswehr außerordentlich. Das Engagement der Soldaten trägt wesentlich zur Verbesserung des Klimas zwischen Bundeswehr und Bevölkerung bei.

01.04. – Die Dauer des Grundwehrdienstes beträgt 18 Monate
20.11. – Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß tritt im Zusammenhang mit der sogenannten „Spiegelaffäre“ zurück.
Dezember – Folgende Verbände sind bisher der NATO unterstellt worden:
Heer: 7 Panzergrenadierdivisionen, 2 Panzerdivisionen, 1 Gebirgsdivision, 1 Luftlandedivision
Luftwaffe: 5 Jagdbombergeschwader-, 3 Jagdgeschwader, 1 Aufklärungs- und 1 Lufttransportgeschwader sowie 2 Flugabwehrraketenbataillone.
Marine: 2 Zerstörergeschwader, 4 Schnellbootgeschwader, 6 Minensuchgeschwader, 1 Landungsgeschwader und 1 Marinefliegergeschwader.

1963

Januar – der frühere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Kai-Uwe von Hassel (CDU), wird Verteidigungsminister.
Die Bundeswehr hat inzwischen einen Ausbildungs- und Ausrüstungsstand erreicht, der es ihr gestattet, anderen Staaten Ausbildungshilfe zu leisten. Entsprechende Abkommen werden mit 7 afro-asiatischen Staaten getroffen: Nigeria, Sudan, Guinea, Madagaskar, Libyen, Tunesien, Indien.
22.01. – Unterzeichnung des Vertrages über deutsch-französische Zusammenarbeit (Elysée-Vertrag)
Februar – Bundeskanzler Adenauer erklärt die Bereitschaft zur Teilnahme an einer multinationalen Atomstreitmacht der NATO. Vom Verteidigungsrat werden im Frühjahr die Richtlinien für den Aufbau der Territorialstreitkräfte beschlossen. Die ersten Sergeant-Raketen (Boden-Boden) treffen bei Artilleriebataillonen des Heeres ein. Zugleich werden die ersten Hawk-Raketen von Flugabwehreinheiten der Luftwaffe übernommen.

25.05. – Indienststellung des Schulschiffs „Deutschland“.
11.06. – Konstituierende Sitzung des neu berufenen „Beirats für Innere Führung beim BMVg“.
22.06. – Das Ausbildungsregiment der Luftwaffe wird im niederländischen Budel stationiert.
25.07. – das Bundesverteidigungsministerium erteilt den Auftrag für die Produktion von 1.500 Kampfpanzern vom Typ Leopard und 700 Jagdpanzern. Die geplante Gemeinschaftsproduktion eines Panzers mit Frankreich wird nicht mehr angestrebt.
01.09. – Verbindliche NATO-Strategie für Europa: Die Vorneverteidigung wird direkt an der innerdeutschen Grenze ein für den NATO-Bereich Europa Mitte wesentliches Element der Strategie.
01.09. – General Graf Kielmannsegg wird Nachfolger von General Dr. Speidel als Befehlshaber der NATO-Landstreitkräfte Mitteleuropa.
29.10. – Auflösung einer Fallschirmjäger-Ausbildungskompanie in Nagold.

1964

Es wird mit dem Aufbau der Territorialreserve begonnen, zu der sich jedoch nur 5.000 Freiwillige melden.
01.04. – General Trettner wird Generalinspekteur der Bundeswehr.
09.04. – Schießunglück in Bergen-Hohne, 10 Soldaten werden getötet

In einem Modernisierungsprogramm will die Marine ihre Kampfkraft durch 6 Raketenzerstörer, 10 Raketenschnellboote und 10 Raketenkorvetten verstärken.
14.06. – Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Vizeadmiral a.D. Hellmuth G.Heye, veröffentlicht in einer illustrierten Zeitschrift einen kritischen Bericht über den inneren Zustand der Bundeswehr und tritt anschließend zurück.
18.09. – Bundespräsident Heinrich Lübke stiftet Truppenfahnen für Bataillone und entsprechende Verbände.
11.12. – Als Nachfolger von Vizeadmiral a.D Heye wird der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hoogen als Wehrbeauftragter des Bundestages gewählt.

1965

Januar – Erster grosser internationaler Hifseinsatz der Bundeswehr, Lufttransport von Hilfsgüter nach Algerien.
24.02. – Das Einberufungsalter wird durch eine Änderung des Wehrpflichtgesetzes auf 18 Jahre herabgesetzt. Ein Auswahlverfahren ersetzt bei der Musterung das bisherige Lossystem. (Einberufungsalter 18 Jahre und Musterungsauswahlverfahren) März – Der NATO unterstellt sind nunmehr 7 PzGrenDiv, 2 PzDiv, 1 GebDiv und 1 LLDiv, 14 Luftwaffengeschwader und 6 Luftabwehrraketen-Bataillone sowie 14 schwimmende und 2 fliegende Geschwader der Marine.
24.03. – Feierliche Übergabe von 319 Truppenfahnen (Fahnenübergabe)
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27.03. – Generalmajor Steinhoff wird Chef des Stabes und stellvertretender Befehlshaber der NATO-Luftstreitkräfte Europa-Mitte.

12.05. – Bei der NATO-Ratstagung fordert Bundesverteidigungsminister von Hassel eine angemessene Beteiligung bei der Besetzung von Führungspositionen der NATO und mehr Mitsprache der nicht nuklear bewaffneten Bündnispartner an der nuklearen Verteidigungsplanung des Bündnisses.
01.07. – Erlass „Bundeswehr und Tradition“
04.09. – Die Bundesrepublik Deutschland erklärt ihre Bereitschaft zur Teilnehme am nuklearen Planungsausschuß der NATO.
September – Die ersten Kampfpanzer Leopard werden an die Truppe ausgeliefert.
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19.09. – Bei der Bundestagswahl wird zum ersten Male ein aktiver Soldat der Bundeswehr in den Bundestag gewählt (Hauptfeldwebel Stahlberg, CDU).
10.12. – Übernahme der ersten Seefernaufklärer und U-Boot-Jäger „Bréguet Atlantic“, mit denen zwei Staffeln der Marine ausgerüstet werden sollen.

1966

18.02. – Konstituierung der Nuklearen Planungstruppe der NATO.
10.03. – Bundestagsdebatte über das Waffensystem F-104 G. Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums: Die Bundesregierung stehe zur 1958 beschlossenen Umrüstung auf das Waffensystem, das im NATO-Vergleich die Gesamtnote „gut“ erhalten habe.

Frankreich verlässt die militärische Organisation der NATO
12.05. – Wegen der günstigeren Witterungsbedingungen für die Ausbildung verlegt die Luftwaffe ihre Raketenschule aus Aachen nach El Paso in Texas.
01.07. – General Graf Kielmannsegg wird Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte Europa Mitte.
01.08. – Erlass des Verteidigungsministers von Hassel über das Koalitionsrecht der Soldaten und gewerkschaftliche Betätigung in den Kasernen. Dies führt zum Rücktritt von Generalinspekteur Heinz Trettner und des Befehlshabers im Wehrbereich III, Generalmajor Pape.
August – Nach einer Serie von Abstürzen muss der Inspekteur der Luftwaffe vor dem Verteidigungsausschuss über die Flugsicherheitslage berichten. Von der Opposition wird dem früheren Verteidigungsminister Strauß vorgeworfen, das Beschaffungsprogramm F-104 G „Starfighter“ nicht mit der notwendigen Sorgfalt betrieben zu haben.
Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Panitzki, tritt zurück, nachdem er in einem Zeitungsinterview Vorwürfe gegen das Verteidigungsministerium im Zusammenhang mit dem Waffensystem „Starfighter“ erhoben hat.
25.08. – General Ulrich de Maiziere wird daraufhin Generalinspekteur der Bundeswehr.
14.09. – Das U-Boot „Hai“ sinkt samt der Besatzung in der Nordsee
01.12. – Der frühere Innen- und Außenminister Dr. Gerhard Schröder (CDU) wird Bundesverteidigungsminister.

1967

17.04. – Das Forschungs- und Vermessungsschiff „Planet“ der Ozeanographischen Forschungsanstalt der Bundeswehr wird in Dienst gestellt.

19.04. – Vereidigung des ersten Parlamentarischen Staatssekretärs im BMVg Eduard Adorno (CDU).
29.05. – Schröder betont die Notwendigkeit starker konventioneller Streitkräfte für das Strategiekonzept der flexiblen Reaktion.
03.07. – Das Marinefliegergeschwader 3 erhält den Namen „Graf Zeppelin“.
August – Die Bundesregierung kürzt den Verteidigungshaushalt um 2 Milliarden DM.
In den USA läuft der erste Lenkwaffenzerstörer für die Bundesmarine vom Stapel.
26.09. – Aufnahme des Lehrbetriebs durch die Stabsakademie der Bundeswehr.
13.12./14.12. – NATO-Ratstagung berät über den Harmel-Bericht; Übernahme der Strategie der flexiblen Reaktion, Aufrechterhaltung eines angemessenen militärischen Potentials, Überprüfung des Verhältnisses zu den osteuropäischen Staaten: Signal von Reykjavik.

1968

16.01. – NATO-Dokument MC 14/3 über die „flexible response“
15.02. – Übergabe der ersten Hubschrauber „Bell UH-1D“ an die Luftwaffe.
30.05. – Bundestag verabschiedet die Notstandsverfassung.

01.07. – General Jürgen Bennecke wird NATO-Oberbefehlshaber Europa-Mitte.
August – Erhöhte Verteidigungsbereitschaft: Die kritische Entwicklung in der CSSR veranlasst die Bundesregierung, die große Truppenübung „Schwarzer Löwe“, die in Ostbayern stattfinden sollte, nach Südwesten zu verlegen, um keine Spannungen entstehen zu lassen.
20.08./21.08. – Truppen der UdSSR, Bulgariens, Polens, Ungarns und der DDR besetzen die Tschechoslowakei
Im Spätherbst muss angesichts der verschärften Lage in der CSSR eine Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft der Bundeswehr angeordnet werden.

1969

Februar – Verteidigungsminister Schröder legt das erste „Weißbuch“ zur Verteidigungspolitik der Bundesregierung vor.
Die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes wird geschaffen und für Strahlflugzeugführer eine besondere Altersgrenze (40 Jahre) eingeführt.
14.05. – Großbritannien, Italien und die Bundesrepublik Deutschland schließen eine Regierungsvereinbarung für die Entwicklung und Beschaffung des Mehrzweckkampfflugzeuges MRCA.
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04.06. – Der Bundestag billigt die Beschaffung von Schützenpanzern des Typs Marder sowie von Mehrfachraketenwerfern und Flugkörperschnellbooten.
31.07. – Ernennung der ersten 170 Unteroffiziere zu Fachoffizieren.

28.09. – Bei der Bundestagswahl erringen sechs Bundeswehrsoldaten Mandate.
02.10. – Beginn des Hilfseinsatzes in Algerien und Tunesien.
22.10. – Neuer Verteidigungsminister wird der bisherige Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag Helmut Schmidt. Er verkündet für die Bundeswehr die „Phase der Bestandsaufnahme“. Dazu gehört auch die Mitteilung, dass von 700 Starfightern der Luftwaffe und der Marineflieger bis zum Ende des Jahres 1969 113 verlorengegangen sind. Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt entwickelt Zukunftsvorstellungen für die Bundeswehr: Kader aus Längerdienenden und Berufssoldaten mit milizähnlicher Komponente. Zum neuen Wehrbeauftragten des Bundestages wird der FDP-Abgeordnete Fritz Rudolf Schultz gewählt.
28.11. – Die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet den Atomwaffensperrvertrag.

1970

11.03. – Der Bundestag wählt Fritz-Rudolf Schultz zum neuen Wehrbeauftragten.
06.04. – Die Inspekteur der Teilstreitkräfte erhalten Disziplinargewalt.
20.05. – Weissbuch 1970 der Bundesregierung.
01.07. – Das Wissenschaftliche Institut für Erziehung und Bildung wird in den Streitkräften errichtet und Professor Dr. Thomas Ellwein zu dessen Direktor berufen.

Die 2. und 4. Panzergrenadierdivision werden umgegliedert und in Jägerdivision umbenannt. Sie sind für den Einsatz im für Panzer ungünstigen Gelände vorgesehen.
12.08. – Unterzeichung des deutsch-sowjetischen Gewaltverzichtsabkommens.
09.10. – General Johannes Steinhoff wird zum Vorsitzenden des Militärausschusses der NATO gewählt.
07.12. – Bundeskanzler Willi Brandt unterzeichnet den Deutsch-Polnischen Vertrages über die Normalisierung der Beziehungen zwischen Polen und der BRD in Warschau. Kranzniederlegung und Kniefall Willy Brandts während seines Besuches am Ehrenmal für die Helden des Warschauer Ghettos.

1971

20.01. – Übergabe der ersten Aufklärungsflugzeuge RF-4E Phantom II an die Luftwaffe.
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Februar – Gutachterkommissionen legen Berichte über ihre Untersuchungen zur Wehrstruktur, zur Wehrgerechtigkeit, zur Personalstruktur der Streitkräfte und über die Neuordnung der Ausbildung und Bildung in der Bundeswehr vor. Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden zur Grundlage von Neuordnungen. Im Bundesverteidigungsministerium wird eine Sozialabteilung errichtet.
18.05. – Neuordnung der Ausbildung und Bildung in der Bundeswehr (Studium der Offiziere).
31.08. – Beschaffung von 174 Flugzeugen F-4F zur teilweisen Ablösung der Typen F-104 und G 91.

03.09. – Unterzeichnung des Berlin-Abkommens.
10.09. – Verkürzung des Grundwehrdienstes von 18 auf 15 Monate (Wehrgerechtigkeit).
10.12. – Bundeskanzler Willy Brandt erhält den Friedensnobelpreis.
07.12. – Weissbuch 1971/72 der Bundesregierung.

1972

01.04. – Admiral Zimmermann wird Generalinspekteur der Bundeswehr.
17.05. – Verabschiedung der Ostverträge im Bundestag.
26.05. – Erstes SALT-Abkommen zwischen USA und der UdSSR.
07.07. – Der bisherige Bundesverkehrsminister Georg Leber (SPD) wird Verteidigungsminister. Er nimmt die neue Wehrstruktur in Angriff, mit der Präsenz und Kampfkraft der Bundeswehr gestärkt werden sollen. Leber verlangt die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht (15 Monate Grundwehrdienst). Die Gesamtstärke der Streitkräfte wird auf 495.000 Soldaten festgelegt. Mit einer Verfügungsbereitschaft soll es möglich gemacht werden, rund 30.000 Dienstposten nicht ständig besetzt zu halten. Die neue Struktur wird schrittweise verwirklicht. Der Anfang wird beim Heer gemacht, das durch Umgliederung 3 neue Brigaden erhalten soll.
09.07. – Der Bundestag verabschiedet die Reservistenkonzeption. Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw) erhält den Auftrag, die allgemeine Reservistenarbeit der Bundeswehr durchzuführen. November – Katastrophenhilfe in Niedersachsen

22.12. – Unterzeichnung des „Vertrags über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik“. (Grundlagenvertrag).

1973

01.01. – Grundwehrdienstleistende werden nur noch für die Dauer von 15 Monaten einberufen.
18.09. – Die Bundesrepublik Deutschland wird (zusammen mit der DDR) Mitglied der Vereinten Nationen.
01.10. – Eröffnung der Bundeswehr-Hochschulen in Hamburg und München (ab 1985 Umbenennung in Universitäten).
01.10. – General Ferber wird NATO-Oberbefehlshaber Europa Mitte.
30.10. – Konferenz der beiderseitigen, ausgewogenen Truppenverminderungen (MBFR-mutual balanced force reduction) in Wien eröffnet. Teilnehmer sind sieben Staaten des Warschauer Paktes und zwölf NATO-Staaten.

1974

In diesem Jahr werden die Konsequenzen aus dem Bildungsbericht gezogen, die beiden Bundeswehrhochschulen in Hamburg und München errichtet, das Fachschulwesen verstärkt ausgebaut und mehr Aufstiegs- und Bildungsmöglichkeiten für Unteroffiziere geschaffen. Für Offiziere mit mindestens 12-jähriger Dienstzeit wird das Hochschulstudium obligatorisch. Die Personalsituation der Bundeswehr verbessert sich daraufhin wesentlich.

15.01. – Weissbuch 1974/75 der Bundesregierung
21.08. – Erstflug des Kampfflugzeugs MRCA „Tornado“
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15.11. – Grundsteinlegung zur Sportschule der Bundeswehr in Warendorf.
Die Bundesrepublik Deutschland wird Mitglied der Ständigen Abrüstungskonferenz der UNO in Genf.

1975

Januar – Die Bundesregierung beschließt eine Neuregelung des Prüfungsverfahrens für Kriegsdienstverweigerer. Das Verfahren soll für zivile Antragsteller ausgesetzt, für Wehrdienstleistende modifiziert werden.
19.02. – Das Bundeskabinett stimmt dem Vorschlag des Verteidigungsministers zu, dass Ärztinnen als weibliche Sanitätsoffiziere in die Bundeswehr eintreten dürfen.
20.03. – Der Bundestag wählt den bisherigen Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Karl-Wilhelm Berkhan (SPD) zum neuen Wehrbeauftragten.
Im Rüstungsbereich wird die Modernisierung fortgesetzt. Bei der Luftwaffe ist die Umrüstung der ersten fliegenden Verbände auf das Waffensystem Phantom abgeschlossen. Die Aufklärungstruppe des Heeres erhält einen neuen Acht-Rad-Spähwagen mit der Typenbezeichnung „Luchs“.
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01.08. – Staats- und Regierungschefs von 35 Ländern unterzeichnen in Helsinki die Schlußakte der „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE). Die Bundesregierung betont, dass die Ergebnisse der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die am 03.07.1973 in Helsinki eröffnet und nach Unterbrechungen am 01.08.1975 mit einer Schlussakte beendet wurde, kein Nachlassen in den Verteidigungsanstrengungen rechtfertigen. Es werde keine Vorleistungen auf die Ergebnisse aus den seit 1973 geführten Verhandlungen über die gegenseitige Truppenverminderung in Europa (MBFR) geben.
12.08. – Insgesamt 8.000 Soldaten sind im Kampf gegen Waldbrände in Niedersachsen eingesetzt
Die allgemeinen wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten gehen auch an der Bundeswehr nicht spurlos vorüber. Der Bundesverteidigungsminister muss Abstriche bei den Leistungen für Zeit- und Berufssoldaten vornehmen.
01.10. – General Dr. Karl Schnell wird NATO-Oberbefehlshaber Aliierte Streitkräfte Mitteleuropa.

1976

Die Neuordnung der Aus- und Fortbildung der Offiziere und Unteroffiziere wird in den Grundzügen abgeschlossen. In der Ausbildung der Unteroffiziere und der Offiziere des militärfachlichen Dienstes wird der Verbund von militärischer, militärfachlicher, zivilberuflich verwertbarer und allgemeinbildender Ausbildung verwirklicht. Für die Ausbildung der Offiziere werden die beiden Hochschulen ausgebaut, es studieren nunmehr rund 4.130 Offiziere und Offizieranwärter, unter ihnen etwa 680 in Fachhochschulstudiengängen. Im Oktober verlassen die ersten Absolventen die Hochschulen.
An der Führungsakademie wird die Einrichtung der Fortbildungsstufe C für Stabsoffiziere abgeschlossen durch Einrichtung der Grund- und Verwendungslehrgänge (26 Wochen) und der zusätzlich zu absolvierenden Funktionslehrgänge.
August – Die Bundeswehr leistet Katastrophenhilfe im norditalienischen Erdbebengebiet Friaul.

11.12. – General Wust wird Generalinspekteur der Bundeswehr.

1977

11.01. – General Schulze wird NATO-Oberbefehlshaber Europa Mitte.
08.04. – Der Bundestag verabschiedet das Gesetz zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes, das eine Neuregelung des Prüfungsverfahrens zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer vorsieht.
14.05. – Der Bundesrat erhebt Einspruch und verweist das Gesetz an den Vermittlungsausschuss zurück.
Im Rüstungsbereich wird die gemeinsame Produktion der Feldhaubitze 155-1 (FH 70) in Italien, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland durch entsprechende Regierungsabkommen gleichzeitig in die Wege geleitet. Der Bundestag beschließt die Beschaffung von sechs Fregatten der Klasse 122.
14.07. – Der NATO-Oberbefehlshaber in Europa (SACEUR) erhält einen zweiten Stellvertreter (DSACEUR), den deutschen General Gerd Schmückle (Aufnahme des Dienstes am 3.Januar 1978)
01.08. – Gesetz zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes tritt in Kraft. Bundeswehr ratifiziert Zusatzprotokoll zur Genfer Konvention: Beim Einsatz militärischer Mittel ist zwischen „militärischer Notwendigkeit“ und „humanitären Kriterien“ abzuwägen
Im Herbst wird der Dialog zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika über Rüstungskooperation und Waffenstandardisierung eröffnet. Frankreich kann in der Europäischen Programmgruppe (EPG) zur Mitarbeit gewonnen werden. Wichtige Entscheidungen für Beschaffungsvorhaben und Weiterentwicklung neuer Waffensysteme: Kampfpanzer Leopard 2, Panzerabwehrhubschrauber 1, Transportpanzer 6 x 6, Umrüstung des Kampfpanzers M 48 auf 105 mm-Kanone.

Das zweite Los des internationalen Gemeinschaftsprogramms MRCA / TORNADO wird freigegeben. Die Truppe wird mit dem Spähpanzer 2 „Luchs“ ausgerüstet. Zwei Jagd- und zwei Jagdbombergeschwader werden auf das Waffensystem F-4F PHANTOM II umgerüstet.
Dezember – Auslieferungsbeginn der Flugabwehr-Kanonenpanzer 1 „Gepard“ an die Truppe.
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15.12. – Auf die Klage der CDU-/CSU-Fraktion sowie der Länder Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz erlässt das Bundesverfassungsgericht eine einstweilige Anordnung, die das modifizierte Wehrpflichtgesetz und Zivildienstgesetz bis zur Verkündung einer Entscheidung wieder außer Anwendung setzt. Es gelten wieder das Wehrpflichtgesetz vom 21.07.1956 und das Zivildienstgesetz in ihrer am 31.07.1977 gültigen Fassung.

1978

17.02. – Dr. Hans Apel (SPD) wird Bundesminister der Verteidigung.
April – Norwegische UN-Friedenstruppen fliegen mit der Transall von Oslo nach Tel Aviv.
13.04. – Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Änderung des Wehrpflichtgesetzes (Kriegsdienstverweigerung „per Postkarte“) für unvereinbar mit dem Grundgesetz.
13.10. – Die erste multinationale Haubitze FH 155-1 wird an das Heer übergeben. Mit Einführung dieser Waffe in die Streitkräfte von Großbritannien, Italien und der Bundesrepublik Deutschland wird ein wesentlicher Schritt zur Standardisierung innerhalb der NATO vollzogen.
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07.11. – Verteidigungsminister Dr. Hans Apel stellt die neue Struktur des Heeres vor, die in den nächsten fünf bis sechs Jahres verwirklicht werden soll (36 statt 33 Brigaden).
29.11. – Der Verteidigungsausschuss stimmt der Anschaffung des Frühwarnsystem AWACS zu.

1979

Januar / Februar ¬ Hilfseinsätze der Bundeswehr bei der Schneekatastrophe in Norddeutschland.
08.02. – Die Bundesregierung weist in einer Erklärung zur Sicherheitspolitik darauf hin, dass die NATO nachrüsten müsse, um die Überlegenheit des Warschauer Pakts in Europa auszugleichen.
04.09. – Weissbuch 1979 der Bundesregierung.
01.10. – General Dr. Ferdinand M. von Senger und Etterlin wird Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte Mitteleuropa.
25.10. – der erste von 1.800 Kampfpanzern Leopard 2 wird in München an das Heer übergeben.
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12.12. – Der NATO-Rat verabschiedet den Doppelbeschluss ¬ Modernisierung der nuklearen Mittelstreckenraketen ab 1983 und Verhandlungsangebot zur beiderseitigen Begrenzung der Mittelstreckensysteme an die UdSSR. „Im Licht konkreter Verhandlungsergebnisse“ soll der INF (in Europa stationierte nukleare Streitkräfte) -Bedarf der NATO geprüft werden.

General Jürgen Brandt wird Generalinspekteur.

1980

15.01. – Karl Wilhelm Berkhan wird für eine zweite Amtsperiode als Wehrbeauftragter gewählt. Mai – Bundespräsident Professor Karl Carstens hält aus Anlass der 25-jährigen Mitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland in der NATO eine Rede bei einem Feierlichen Gelöbnis in Bremen. Hierbei kommt es zu schweren Ausschreitungen gegen die Bundeswehr. Der Deutsche Bundestag debattiert darüber am 13.05.
01.07. – Der Bundesminister der Verteidigung entscheidet, dass die Ausbildung zum Unteroffizier von 12 auf 15 Monate verlängert wird.
Admiral Günther Luther wird erster deutscher Stellvertretender Oberster Alliierter Befehlshaber Europa (DSACEUR).
31.07. – Einführung des „Aufgabenverbundes Innere Führung“. Die Schule der Bundeswehr für Innere Führung wird in „Zentrum Innere Führung“ umbenannt.
20.08. – Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Bundeswehr (12.November 1980) stiftet der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Hans Apel (SPD), das „Ehrenzeichen der Bundeswehr“.
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November – Zum 25. Jahrestag der Streitkräfte wird ein Feierliches Gelöbnis mit Großem Zapfenstreich auf dem Bonner Münsterplatz in Anwesenheit des Bundespräsidenten und Bundeskanzlers durchgeführt. Bundesverteidigungsminister Dr. Hans Apel und ein Wehrpflichtiger sprechen. Wieder kommt es zu Störungen.
20.11. – Das Heer erhält als erste Teilstreitkräfte der Bundeswehr einen zentralen Rechner: HEROS – „Heeresführungsinformationssystem für rechnergestützte Operationsführung in Stäben“.

04.12. – Im süditalienischen Erdbebengebiet wird ein Katastrophenschutzverband der Bundeswehr eingesetzt. Er besteht unter anderem aus dem verstärkten leichten Pionierbataillon 240 und der verstärkten 2. Kompanie/Gemischtes Sanitätsbataillon 865.

1981

31.01. – Abschluss der umfangreichen Erdebebenhilfe in Italien.
22.07. – Gemeinsame Erklärung des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Bundeswehr, in der beide Seiten ihre Bereitschaft betonen, die Beziehungen untereinander auszubauen und noch zu verbessern. Hierzu gibt der Generalinspekteur der Bundeswehr eine Information für Kommandeure heraus.
07.08. – Übergabe der ersten neugeschaffenen internen Verbandsabzeichen.

1982

Januar – Die erste von 18 AWACS-Maschinen wird in Oberpfaffenhofen bei München an die NATO übergeben. Bis Mitte 1985 soll die letzte Maschine ausgeliefert werden.
15.03. – Mit einer einstimmig verabschiedeten Gesetzesänderung präzisiert das Parlament die Befugnisse des Wehrbeauftragten und macht ihn zu einem Hilfsorgan des Bundestages. Der Wehrbeauftragte kann künftig vom Verteidigungsminister und allen diesem unterstellten Dienststellen und Personen Auskunft und Akteneinsicht verlangen und jederzeit Einrichtungen der Bundeswehr ohne Anmeldung besuchen.

15.04. – Zwischen USA und Bundesrepublik Deutschland wird ein Abkommen unterzeichnet, in welchem die deutsche Seite ihre Absicht bekundet, die amerikanischen Streitkräfte in Deutschland im Spannungs- und Verteidigungsfall durch militärische und zivile Leistungen zu unterstützen (Wartime Host Nation Support-Abkommen, WHNS).
Mai – Der Ständige NATO-Einsatzverband Ärmelkanal (STANDING NAVAL FORCE CHANNEL) wird erstmalig unter deutsches Kommando gestellt.
21.06. – Die Langzeit-Kommission der Bundeswehr legt ihren Abschlußbericht dem Bundesministerium der Verteidigung vor. Sie sollte Möglichkeiten untersuchen, wie die Bundeswehr im Rahmen des Bündnisses in den neunziger Jahren ihren Auftrag erfüllen und dazu personelle und materielle Einsatzbereitschaft sichern kann. Hierbei stand die langfristige Sicherstellung des Personals der Bundeswehr im Vordergrund.
20.09. – Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Hans Apel (SPD), setzt die neuen Traditionsrichtlinien der Bundeswehr in Kraft. Der Erlass „Tradition und Bundeswehr“ aus dem Jahre 1965 wird gleichzeitig aufgehoben.
04.10. – Dr. Manfred Wörner (CDU) wird Bundesminister der Verteidigung.

1983

Die Spitzendienstgrade für Unteroffiziere – Stabsfeldwebel und Oberstabsfeldwebel (Heer und Luftwaffe), Stabsbootsmann und Oberstabsbootsmann (Marine) – werden wieder eingeführt.
25.03. – Nach 18 Jahren beendet die Bundeswehr die Starfighterausbildung in den USA (Fliegerhorst Luke in Arizona).
01.04. – General Wolfgang Altenburg wird neuer Generalinspekteur der Bundeswehr.

Breite, öffentliche Debatte über Stationierung der Pershing 2 und damit über Sicherheitsfragen allgemein und das deutsch-amerikanische Verhältnis.
August – Einsatz umgerüsteter Transall („Wasserbomber“) der Luftwaffe beim Löschen von Wald- und Flächenbränden in der Gifhorner Heide und auf Sardinien.
Der „Heiße Herbst“ mit angekündigten Protestaktionen gegen eine Nachrüstung des Westens mit Mittelstreckenraketen beginnt. Militäranlagen (z.B. Mutlangen) werden blockiert.
Als erstes Geschwader der Bundeswehr ist das Marinefliegergeschwader 1 komplett auf Tornado umgerüstet.
01.10. – General Leopold Chalupa wird Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Mitteleuropa.
04.10. – Schiessunglück auf dem Truppenübungsplatz Münsingen (2 Tote, 25 Verletzte) , einer der beiden Toten, ist der Kommandeur des Nachschubbataillons 2 aus Kassel
22.11. – Der Bundestag beschließt die Nachrüstung mit Mittelstreckenraketen.
Frankreich und Bundesrepublik Deutschland beschließen die gemeinsame Entwicklung eines Panzerabwehrhubschraubers.

1984

01.01. – Gesetz zur Neuregelung des Kriegsdienstverweigerungsrechts und des Zivildienstes tritt in Kraft.
24.02. – die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland beginnt.

Zum ersten Mal übernimmt ein deutscher Offizier – Kapitän zur See Klaus D. Schwabe – das Kommando über die STANDING NAVAL FORCE ATLANTIC (STANAVFORLANT).
25.09. – Während einer gemeinsamen deutsch-französischen Truppenübung ehren Staatspräsident Francois Mitterand und Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU) bei Verdun gemeinsam die Toten des Ersten Weltkrieges.
17.10. – Das Bundeskabinett verabschiedet die Bundeswehrplanung für die neunziger Jahre.
November – Transall des Lufttransportgeschwaders 63 aus Hohn fliegen in 3.100 Flugstunden 10.500 Tonnen Hilfsgüter in die Hungerkatastrophengebiete von Äthiopien. Dafür wendet die Bundeswehr mehr als 21 Millionen Mark auf.
Dezember – Das Bundesverfassungsgericht erklärt Zustimmung der Bundesregierung zur Stationierung der amerikanischen Mittelstreckenraketen als mit dem Grundgesetz vereinbar. Damit weist das Gericht die Organklage von Bundestagsabgeordneten der Grünen zurück.

1985

Januar – Der Verteidigungs- und der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages stimmen dem Regierungsabkommen zwischen der USA und der Bundesrepublik Deutschland zur Beschaffung der Luftverteidigungs-Waffensysteme „Patriot“ und „Roland“ zu.
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12.03. – Wiederaufnahme der Genfer Rüstungskontrollverhandlungen zwischen der UdSSR und den USA, die nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan weitgehend zum Erliegen gekommen waren.
01.04. – Der CDU-Politiker Willi Weiskirch tritt sein Amt als Wehrbeauftragter an.

Juni – Der Deutsche Bundestag stimmt dem Gesetz zur Verbesserung der Personalstruktur in den Streitkräften zu. Danach wird Offizieren des Truppendienstes das Angebot gemacht, nach Vollendung des 45. Lebensjahres ab 1986 freiwillig vorzeitig in den Ruhestand zu treten.
19.06. – Weissbuch 1985 der Bundesregierung.
02.08. – Die Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien und Italien in Turin beschließen den gemeinsamen Bau eines Kampfflugzeuges für die neunziger Jahre.
September – Heeresübung 85 „Trutzige Sachsen“: An dem Manöver des I. Korps neben 60.000 deutsche, amerikanische und niederländische Soldaten mit 3.300 Ketten-, 18.000 Radfahrzeugen und 220 Hubschraubern teil.
02.10. – Die Bundesregierung verabschiedet den Gesetzentwurf zur Verlängerung des Grundwehrdienstes. Am 01.06.1989 soll der Grundwehrdienst von bisher 15 auf 18 Monate ausgedehnt werden.
12.11. – Die Bundeswehr wird 30 Jahre alt. Die Feierlichkeiten erreichen mit der bisher größten Feldparade aller Waffengattungen der Bundeswehr auf dem NATO-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne ihren Höhepunkt.
Dezember – Abschluss der Stationierung von 108 Mittelstreckenraketen „Pershing II“ in der Bundesrepublik Deutschland.
Frankreich, Italien, Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnen ein Regierungsabkommen über die gemeinsame Fertigung und Beschaffung des Mittleren Artillerie-Raketensystems (MARS).
Der Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Bundestages stimmt der Beschaffung von zwei neuen Fregatten der Klasse F-122 für die Marine zu.

1986

Im Sudan-Einsatz transportiert die Luftwaffe in 428 Einsätzen 3.675 Tonnen Hilfsgüter.

Im Äthiopien-Einsatz werden 16.002 Tonnen Hilfsgüter in 1.874 Einsätzen bei 4.934 Flugstunden geflogen und abgesetzt. Die Kosten der Luftwaffenunterstützung belaufen sich auf etwa 54 Millionen.
Inbetriebnahme von zwei mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen DM umgerüsteten DO-28 der Bundesmarine für den Umweltschutz auf See.
Unterstellung des ersten Wartime Host Nation Support (WHNS) – Unterstützungskommandos unter das Wehrbereichskommando III.
Übergabe der ersten Systemteile des Automatischen Korpsstammnetzes II (AutoKo II) an die Truppe. Dieses verbesserte Richtfunksystem macht u.a. den Bau zeitaufwendiger Kabelverbindungen entbehrlich und erlaubt eine freie Wahl von Gefechtsständen.
17.04. – Der Deutsche Bundestag billigt das „Gesetz zur Verbesserung der Wehrgerechtigkeit und Verlängerung der Dauer des Grundwehrdienstes“. Durch Reduzierung der gesetzlichen sowie der administrativen Wehrdienstmaßnahmen soll zusammen mit der Verlängerung des Grundwehrdienstes von 15 auf 18 Monate (ab 01.06.1989) die Präsenzstärke der Bundeswehr von 495.000 Soldaten auch in den neunziger Jahren beibehalten werden.
16.05. – Der Bundesrat stimmt dem Gesetz abschließend zu.
30.06. – Übergabe des Minenwurfsystems „Skorpion“ durch den Inspekteur des Heeres an die Pioniertruppe. Bis zum Jahre 1988 sollen 300 Stück an die Truppe ausgeliefert werden.
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Nach dem Verteidigungsausschuss billigt nun auch der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Beschaffung von 35 „ECR-Tornado“ zur Aufklärung und elektronischen Kampfführung.

62 % der Bürger der Bundesrepublik Deutschland sind der Meinung, dass der Frieden nur durch die NATO gesichert ist (1985 57 %). Bemerkenswert ist weiterhin, dass 50 % der 18-24-jährigen Wähler die NATO befürworten (1984 41 %). Dies geht aus einer Umfrage der Konrad Adenauer Stiftung hervor.
September – Die Herbstübungen „Bold Guard“ und „Fränkischer Schild“ werden von 39 KSZE Beobachtern aus 14 Nationen begleitet.
22.09. – Unterzeichnung KVAE ¬Vertrag (Konferenz für vertrauensbildende Maßnahmen und Abrüstung in Europa) in Stockholm.
Zum Abschluss der Konferenz für Vertrauensbildende Maßnahmen und Abrüstung in Europa (KVAE) verpflichten sich die Teilnehmerstaaten in der „Stockholmer Deklaration“ in einer Zone vom Ural bis zum Atlantik:
– militärische Aktivitäten ab einer bestimmten Größenordnung 42 Tage im Voraus anzukündigen und Manöverbeobachter einzuladen,
– geplante und ankündigungspflichtige Aktivitäten bis zum 15 November im Voraus zu notifizieren,
– jährlich drei Inspektionen vor Ort zuzulassen, die nicht durch Bündnispartner genutzt werden dürfen.
01.10. – General Wolfgang Altenburg übernimmt den Vorsitz des NATO-Militärausschusses. Sein Nachfolger als Generalinspekteur der Bundeswehr wird Admiral Dieter Wellershoff.
Dezember – Übernahme des ersten Flugabwehrraketensystems PATRIOT durch die Luftwaffe.
43.000 Soldaten auf Zeit können verpflichtet werden. Damit werden die Vorgaben um rund 3.000 Soldaten überschritten.

1987

März – Zwei Offiziere der Bundeswehr nehmen erstmals als Beobachter an einem Manöver des Warschauer Paktes in der DDR teil.
01.04. – Die allgemeine Wehrpflicht besteht 30 Jahre. Bis zum 31.12.1986 sind 5.196.148 Bundesbürger zur Ableistung des Grundwehrdienstes eingezogen worden.
Mai – Ausweitung der deutsch-französischen Zusammenarbeit. In einem achtwöchigen Seminar bilden beide Nationen erstmals gemeinsame Führungskräfte für militärische Spitzenverwendungen aus.
Übergabe der ersten Raketenwerfer des Mittleren Artillerie-Raketen-Systems (MARS) an die Truppe.
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Juni – Der Tender „Neckar“ der Bundesmarine wird von Schiffen des Warschauer Paktes in der Ostsee beschossen. 3 Soldaten werden durch Splitter verletzt.
25.06. – Der Deutsche Bundestag verabschiedet ein Gesetz zur sozialen Absicherung der Zeitsoldaten im Falle der Arbeitslosigkeit nach dem Ausscheiden aus dem Dienst.
September – Die erste gemeinsame deutsch-französische Großübung „Kecker Spatz“ dient der Erprobung der Einsatzmöglichkeiten der Force d`Action Rapide im Rahmen der Vorneverteidigung. Erstmals nehmen zwei Offiziere der Nationalen Volksarmee der DDR als Beobachter teil.
08.09. – Übergabe des ersten von 115 Flugabwehrraketensystemen „Roland“ auf Radfahrgestell an die Truppe.
25.09. – Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterand beschließen die Gründung eines gemeinsamen Verteidigungsrates.
01.10. – General Hans-Henning von Sandrart wird Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Mitteleuropa.

Eine Einsatzgruppe der deutschen Marine läuft zur Verstärkung des NATO-Verbandes Mittelmeer aus
23.10. – Das Jagdbombergeschwader 34 in Memmingen wird als letzter Verband auf das Waffensystem „Tornado“ umgerüstet. Damit ist nach fast 27 Jahren die „Starfighter“-Ära in der Bundeswehr beendet.
November – Unterzeichnung eines französisch-deutschen Regierungsabkommens über die Entwicklung eines gemeinsamen Panzerabwehrhubschraubers (PAH-2).
08.12. – Unterzeichnung des INF-Vertrages durch Ronald Reagen und Michail Gorbatschow, mit dem landgestütze, nukleare Mittelstreckenraketen weltweit beseitigt werden.
09.12. – Bundesminister der Verteidigung, Dr. Manfred Wörner (CDU), wird als erster Deutscher von den NATO-Außenministern einstimmig zum neuen NATO-Generalsekretär berufen.

1988

22.01. – Einrichtung eines gemeinsamen Sicherheitsrates durch die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs. Darüber hinaus unterzeichnen beide Regierungen ein Abkommen über die Aufstellung einer Deutsch-Französischen Brigade.
27.01. – Zum 25. Jahrestag des „Elysée-Vertrages“ zwischen Frankreich und Deutschland, der u.a. auch eine engere militärische Zusammenarbeit der beiden Länder zum Ziel hat, unterzeichnen beide Staaten ein Protokoll über die Schaffung des Deutsch-Französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrats, dem ein ständiges Sekretariat beigeordnet ist.
18.02. – Der erste von 140 für das Heer vorgesehenen Spürpanzern „Fuchs“ wird dem ABC-Abwehrlehrbataillon 210 (Sonthofen) übergeben. Das Gefechtsfahrzeug dient der präzisen ABC-Aufklärung.

Das Verteidigungsministerium vergibt den Auftrag zur Fertigung von 10 Minenjagdbooten des Typs 332 für die Bundesmarine.
Bundesminister Dr. Manfred Wörner gibt die Entscheidungen zur Bundeswehrplanung bis zum Jahr 2000 bekannt. Danach bleibt es bei einer Friedensstärke der Bundeswehr von 495.000 Mann. Für das Heer wird damit die Heeresstruktur 2000 gebilligt, für die Luftwaffe der Bedarf für ein neues Jagdflugzeug anerkannt.
März – Bei der schlimmsten Hochwasserkatastrophe des Jahrhunderts sind in Niederbayern rund 1.700 Soldaten aus Verbänden und Einheiten des II. Korps im Einsatz.
18.05. – Prof. Dr. Rupert Scholz (CDU) wird in sein Amt als Bundesminister der Verteidigung eingeführt.
01.07. – Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Manfred Wörner, wird als erster Deutscher von den NATO-Außenministern einstimmig zum neuen NATO-Generalsekretär berufen.
28.08. – Tragischer Flugunfall während eines US-amerikanischen Flugtages auf dem NATO-Flugplatz in Ramstein. Durch die Kollision von drei Maschinen einer italienischen Kunstflugstaffel verlieren zahlreiche Besucher ihr Leben. Verteidigungsminister Scholz verbietet daraufhin jegliche Kunstflugvorführungen für den Bereich der Bundeswehr.
Beginn der praktischen Erprobung eines neuen außenluftunabhängigen, konventionellen Antriebs für U-Boote durch U 1 der Bundesmarine.
Heeresübung „Landesverteidigung 88“. Erstmals ist das Territorialheer mit der Anlage und Durchführung einer Großübung beauftragt worden.
Oktober – Der Vorbereitungsstab für den Aufbau der Deutsch-Französischen Brigade nimmt seine Arbeit in Böblingen bei Stuttgart auf.
Die 1. Staffel der Flugabwehrraketengruppe 42 erhält den ersten von 21 für die Luftwaffe vorgesehenen Flugabwehrgefechtsständen Roland (FGR). Der mobile FGR dient der optimalen Einsatzführung des Waffensystems Roland.

06.10. – Der Inspekteur der Luftwaffe stellt in Appen und Pinneberg die neue Unteroffizierschule der Luftwaffe in Dienst. Der Ausbau der Schule, Zentrale Ausbildungsstätte für die Aus- und Weiterbildung der Unteroffiziere der Luftwaffe, soll bis 1996 abgeschlossen sein.
24.10. – 27.10. – Verteidigungsminister Rupert Scholz trifft seinen sowjetischen Amtskollegen Dmitri Jasow anlässlich des Kanzlerbesuchs in Moskau. Erstmalig wird für das kommende Jahr eine Zusammenkunft zwischen dem Generalinspekteur der Bundeswehr und dem sowjetischen Generalstabschef über beiderseitig interessierende militärische Fragen vereinbart.
Dezember – Verteidigungsminister Rupert Scholz stellt dem Verteidigungsausschuss die neue Übungskonzeption des Heeres vor, wonach die Zahl von Großverbandsübungen des Heeres mit Volltruppe im freien Gelände von 1990 an um mehr als die Hälfte reduziert wird.
Der Bundestag beschließt eine Rahmendienstzeit für Soldaten von 46 Stunden pro Woche. Mehrbelastungen sollen vorrangig durch Zeitausgleich, sonst finanziell abgegolten werden.
Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, W. Weißkirch, fordert die Politiker auf, die Soldaten vor Diffamierungen in Schutz zu nehmen („Mörder“) und Äußerung zurückzuweisen, der Wehrdienst sei „überflüssig“ und „unzeitgemäß“ in einer Zeit, in der eine allgemeine „Abrüstungseuphorie“ vorherrsche.

1989

01.01. – Generalmajor Peter-Heinrich Carstens wird der erste deutsche Kommandeur des multinationalen Eingreifverbandes der NATO, der ACE Mobile Force.
Appell deutscher und französischer Truppen in Böblingen aus Anlass der Aufstellung einer gemeinsamen Brigade.

30.03. – Offiziere der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee der DDR treffen sich zu einem Gedankenaustausch in Hamburg.
April – Die Bundesluftwaffe beteiligt sich im Rahmen humanitärer Hilfeleistung an Aktionen zur Linderung der Not der von Hunger und Krieg betroffenen Menschen im Südsudan.
Das Amt des Wehrbeauftragten des Bundestages besteht seit 30 Jahren. In dieser Zeit erreichten insgesamt 200.000 Eingaben den parlamentarischen Vertreter der Soldaten. Sein Amt wird von allen Parteien anerkannt und respektiert.
20.04. – In Paris konstituiert sich im Rahmen der 53. Gipfelkonsultationen der „Deutsch-französische Rat für Verteidigung und Sicherheit“, dessen Ziele in Artikel 4 wie folgt bestimmt werden:
– Ausarbeitung gemeinsamer Konzeptionen auf dem Gebiet der Verteidigung und der Sicherheit;
– Sicherstellung einer zunehmenden Abstimmung zwischen beiden Staaten in allen die Sicherheit Europas angehenden Fragen, einschließlich des Gebiets der Rüstungskontrolle und der Abrüstung;
– Beschlussfassung hinsichtlich der gemischten Militäreinheiten, die im gegenseitigen Einvernehmen aufgestellt werden;
– Beschlussfassung im Hinblick auf gemeinsame Manöver, auf die Ausbildung von Militärpersonal sowie auf Unterstützungsvereinbarungen, mit denen die Fähigkeit der Streitkräfte beider Länder gestärkt wird, sowohl im Frieden als auch im Krisen- oder Verteidigungsfall zusammenzuarbeiten;
– Verbesserung der Interoperabilität der Ausrüstung beider Streitkräfte;
– Entwicklung und Vertiefung der Rüstungszusammenarbeit unter Berücksichtigung der Notwendigkeit, zur Sicherung der gemeinsamen Verteidigung ein angemessenes industrielles und technologisches Potential in Europa aufrechtzuerhalten und zu stärken.
20.04. – Dr. Gerhard Stoltenberg (CDU) wird zum Verteidigungsminister ernannt.

Die beschlossene Wehrdienstverlängerung von 15 auf 18 Monate wird per Gesetz rückgängig gemacht und für einen Zeitraum von drei Jahren ausgesetzt.
Mit dem schnellen Minensuchboot „Hameln“ wird das erste Boot einer neuen Generation von Minensuchern in Dienst gestellt. Erstmals in der Geschichte des Schiffsbaus ist bei diesen Booten ein hochlegierter, nichtmagnetisierbarer Stahl verwendet worden.
Der französische Brigadegeneral Jean Sengeisen wird erster Brigadekommandeur der Deutsch-Französischen Brigade. Stellvertreter ist der deutsche Oberst Günter Wassenberg. – Gleichzeitig werden dem Großverband deutsche und französische Truppenteile unterstellt.
03.05. – 06.05. – Admiral Dieter Wellershoff besucht als erster Generalinspekteur der Bundeswehr die Sowjetunion.
01.06. – Mit den einberufenen Rekruten treten die ersten 50 weiblichen Sanitätsoffizieranwärter ihren Dienst in den Streitkräften an.
September – In 26 Bundeswehrliegenschaften des ganzen Bundesgebietes werden über 8.000 Unterkunftsplätze für DDR-Flüchtlinge bereitgestellt.
Soldaten und zivile Mitarbeiter der Bundeswehr können ab sofort ohne förmliches Genehmigungsverfahren in die Länder des kommunistischen Machtbereichs fahren.
Oktober – Erstmals seit 77 Jahren läuft mit dem Zerstörer „Rommel“, der Fregatte „Niedersachsen“ und dem Trossschiff „Coburg“ ein Flottenverband der Bundesmarine zu Friedenszeiten einen russischen Hafen (Leningrad) an.
09.11. – Innerdeutsche Grenzöffnung
Dezember – Die Kapazität der Unterkunftsplätze für DDR-Flüchtlinge wird auf 30.000 erhöht.

1990

Januar – Für 1989 meldet die Bundeswehr die mit Abstand niedrigste Flugunfallrate seit Aufnahme des militärischen Flugbetriebs vor 32 Jahren.
Erstmals seit Kriegsende sind deutsche Kampftruppen wieder in Norwegen als Teil der Mobilen Einsatzreserve der NATO (AMF).
04.01. – In einem Erlass des Generalinspekteurs wird die „Anweisung für das Verhalten der Bundeswehr im Grenzgebiet zur DDR und CSSR“ neugefasst, um u.a. die Zusammenarbeit zwischen Einheiten und Verbänden der Bundeswehr und der Bevölkerung im Grenzgebiet zu stärken.
Februar – Das Bundeskabinett beschließt Erziehungsurlaub für Soldaten und Öffnung des Militärmusikdienstes für Frauen.
Psychologische Verteidigung (PSV) ist nicht mehr Aufgabe der Bundeswehr im Frieden. Bei Krisen und im Verteidigungsfall wird die „Operative Information“ durch das Heer für die Gesamtstreitkräfte wahrgenommen.
11.02./12.02. – Der Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, erklärt nach Verhandlungen mit Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU) sein Einverständnis zur Wiedervereinigung Deutschlands.
13.02. – 15.02. – Erster offizieller Besuch eines ranghohen sowjetischen Offiziers auf der Hardthöhe: Admiral der Flotte Vladimir N. Chernavin, Oberbefehlshaber der sowjetischen Marine.
18.03. – Erste freie Wahlen auf dem Territorium der DDR seit 1932.
April – Das Heer stellt drei Unteroffizierschulen in Dienst. Ab Oktober 1990 sollen bis zu 1.500 Unteroffiziere jährlich jeweils in den Schulen in Handorf bei Münster, Weiden und Lahnstein ausgebildet werden

27.04. – Zum neuen Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages wird Alfred Biehle, bisher Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, gewählt.

27.04. – Die Verteidigungsminister beider deutscher Staaten, Gerhard Stoltenberg und Rainer Eppelmann, verständigen sich bei einem Treffen in Köln darauf, dass ein vereintes Deutschland Mitglied der NATO sein soll.

11.05. – Bei dem Absturz einer Transall des LTG 62 bei Lohr kommen neun Bundeswehrangehörige und ein ziviler Mitarbeiter um Leben.
Angesichts der Veränderungen in Osteuropa und der Sowjetunion beschließt die NATO ein Aussetzen der Stabsrahmenübung „Wintex-Cimex“
Die in den USA gelagerten deutschen Pershing 1A-Raketenstufen werden auf Weisung Bonns vernichtet. Nach der Außerdienststellung der beiden Flugkörpergeschwader der Luftwaffe (Anfang 1991) werden auch die in der Bundesrepublik gelagerten Raketenstufen vernichtet.
Der Verteidigungsumfang der Bundeswehr wird angesichts der veränderten sicherheitspolitischen Lage von 1,34 Millionen auf etwa 950.000 Soldaten verringert.
Mit einem kompletten Feldlazarett und 40 Ärzten/Sanitätssoldaten des Sanitätslehrbataillons 851 (München) starten acht Transall der Luftwaffe von Fürstenfeldbruck in das Erdbebengebiet bei Teheran.
Das Verteidigungsministerium richtet ein Amt zur Kontrolle der Abrüstung ein. Sitz des „Zentrums für Verifikationsaufgaben“ wird Geilenkirchen.

15.06./16.06. – Bundeskanzler Helmut Kohl und der sowjetische Präsident Gorbatschow einigen sich bei ihren Gesprächen in Moskau und Stawropol darauf, dass das vereinte Deutschland „frei und selbständig entscheiden kann“ ob und welchem Bündnis es angehören will. Der Bundeskanzler sagt zu, dass die Streitkräfte eines vereinten Deutschlands bis 1994 auf 370.000 Soldaten reduziert werden.
01.07. – Inkrafttreten des Staatsvertrages vom 18.05. zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. 16.07. – Verständigung Gorbatschows und Kohls über die Modalitäten der Wiedervereinigung Deutschlands (u.a. Reduzierung der Bundeswehr auf 370.000 Mann bis Ende 1994).

02.08. – Die Luftlandetruppe erhält den „Wiesel“. Der gepanzerte Waffenträger, von dem insgesamt 343 Stück beschafft werden soll, ist luftverlastbar und mit dem Panzerabwehrsystem TOW oder einer 20 mm Kanone ausgerüstet.
02.08. – Nach der Besetzung Kuwaits durch den Irak unterstützt die Bundesrepublik die konzertierte Aktion verschiedener Staaten am Golf mittelbar durch die Entsendung eines Minensuchverbandes ins örtliche Mittelmeer.
August – Die Bundeswehr unterstützt die US-Streitkräfte am Golf mit der Bereitstellung von zunächst 10 ABC-Spürpanzern „Fuchs“. Zur Bedienung werden 100 US-Soldaten an der ABC/SE-Schule der Bundeswehr in Sonthofen ausgerüstet.
August – Ab September wird die Luftwaffe keine Tiefflüge unterhalb 300 Metern durchführen. Die US-Luftwaffe in Deutschland will sich dieser Regelung anschließen.

30.08. – Generalleutnant Jörg Schönbohm wird Befehlshaber des neuen Bundeswehrkommandos Ost in Straußberg. Das Kommando soll als Zentrale Führungseinrichtung aller Truppenteile, Stäbe und Einrichtungen auf dem Gebiet des beitretenden Teils Deutschlands für eine Übergangszeit von mindestens sechs Monaten arbeiten und die NVA auflösen
09.09. – Mit der DDR Staats-Fluggesellschaft „Interflug“ kommen 280 Offiziere der NVA nach Fürstenfeldbruck, um an der Offizierschule der Luftwaffe im Rahmen einer Vorlaufausbildung auf künftige Aufgaben als Bundeswehroffizier vorbereitet zu werden.
September – Britische und deutsche Soldaten begehen mit einer festlichen Veranstaltung die 30-jährige Anwesenheit deutscher Heeressoldaten auf dem Panzerübungsplatz Castlemartin.

12.09. – Abschluss der 2+4-Verhandlungen in Moskau. Unterzeichnung des Deutschland-Vertrages. Reduzierung der Personalstärke der gesamtdeutschen Land-, Luft- und Seestreitkräfte auf 370.000 Mann innerhalb von drei bis vier Jahren. Gesamtdeutschland wird Mitglied der NATO.
30.09. – Der Einigungsvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft. Für die gesamtdeutschen Streitkräfte sind darin entscheidende Regelung bezüglich des Status, der Besoldung und Altersversorgung ehemaliger NVA-Soldaten enthalten.

02.10. – Die NVA wird von allen Verpflichtungen und Vereinbarungen, die sie mit dem Warschauer Pakt eingegangen ist, entbunden.

03.10. – Herstellung der Einheit Deutschlands durch den Beitritt der DDR.

03.10. – Anlässlich der Vereinigung beider deutscher Staaten erklärt Verteidigungsminister Stoltenberg in einem Tagesbefehl die Übernahme der Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte des vereinten Deutschlands.

17.10. – Feierliche Indienststellung der Deutsch-Französischen Brigade durch Jean-Pierre Chévènement, den Verteidigungsminister der Französischen Republik und den Bundesverteidigungsminister Dr. Gerhard Stoltenberg.
Oktober – Nach über 25 Jahren Einsatzbetrieb werden die Pershing 1 A- Flugkörpergeschwader der Luftwaffe außer Dienst gestellt.
Die Zahl der Zeit- und Berufssoldaten in den östlichen Bundesländern soll bis 1994 auf rund 25.000 Mann reduziert werden.
Fernmeldekräfte der Bundeswehr unterstützen in großem Umfang die Deutsche Bundespost beim Aufbau, Unterhaltung und Betreiben der Fernmeldeverbindungen in den fünf neuen Bundesländern.
Im Gefolge des Staatsbesuchs von Michail Gorbatschow besucht der Chef des Generalstabes der Sowjetarmee, Armeegeneral Michail A. Moissejew, die Hardthöhe.
November – Wehrmaterial aus Beständen der Bundeswehr und der ehemaligen NVA wird von US-Soldaten auf dem Fliegerhorst Wunstorf auf Wüstentauglichkeit untersucht. Insgesamt soll den amerikanischen Streitkräften am Golf Material im Wert von 1 Milliarde Mark kostenlos überlassen werden.

19.11. – In Paris wird von 22 Staats- und Regierungschefs aus den Ländern der NATO und des WP der VKSE-Vertrag, der umfassende Abrüstungsschritte vorsieht, unterzeichnet. Beide Bündnisse verpflichten sich in einer gemeinsamen Erklärung zum gegenseitigen Nichtangriff und dazu, sich nicht mehr als Gegner zu betrachten.

14.12. – Die Luftwaffe beginnt mit dem Transport von Hilfsgütern in die UdSSR. Von Wunstorf aus fliegen sechs Transall-Maschinen mit 60 Tonnen Grundnahrungsmittel an Bord nach Iwanow, 200 km nördlich Moskaus.